Die Bedeutung von St. Michael in Berg am Laim für die Kunstgeschichte ersieht man allein daraus, dass die Kirche in fast jeder einschlägigen Überblicksliteratur zur europäischen Kunstgeschichte Eingang findet.
Der Wittelsbacher Clemens August, Erzbischof und Kurfürst von Köln stiftete vor die Tore der Residenzstadt München mit Fernblick auf dieselbe, neben einem ihm gehörenden Hofmark-Schlösschen Josephsburg eine Bruderschafts- und Hofkirche. Das Exerzitienhaus der Michaelsbruderschaft wurde von den Franziskanern betreut, die darin einen bewussten theologischen Gegenakzent zu den Münchner Jesuiten setzten. Bruderschaft und der dem Adel vorbehaltene Michaels-Ritterorden freuten sich regstem Zulauf. Der seit der Kindheit latent schwelende Bruderkonflikt zwischen den bei den Wittelsbacher Fürsten, Clemens August in Köln und der mit dem Kaisertitel "von Kölns Gnaden" geschmückte Karl Albrecht in München zeigte sich auch im Anspruch an die Kunst, er schürte das Ansinnen, sich, ohne Aufwand zu scheuen, im Kunststreben gegenseitig zu überbieten und brachte mit der Kirche St. Michael in Berg am Laim eine Blüte barocker Baukunst zu Tage, wie sie weithin ihresgleichen suchte.
Als Baumeister konnte nach kurzem Auftakt von Johann Philipp Kögelsperger
der geniale Architekt Johann Michael Fischer gewonnen werden. In
Verwandtschaft zum späteren Kirchenbau in Rott am Inn errichtet er ab 1739
ein Gefüge aus drei aneinander gereihten Kuppelräumen. Ein Unterschied zu
den meisten anderen Fischerschen Bauten liegt in der betonten, gegen die
Stadt ausgerichteten monumentalen Fassade mit der weit überlebensgroßen
Figur des Kirchenpatrons, auf die hin mutmaßlich eine Straßenachse geplant
werden sollte. Damit setzte St. Michael einen städtebaulichen Gegenpol zum
kurfürstlichen Schloss Nymphenburg. Ein weiteres Charakteristikum liegt in
der räumlichen Sondernutzung insbesondere des Vorchores durch den Michaelsorden und die Michaels-bruderschaft.
Der Innenraum wurde auf höchstem Niveau gestaltet von Johann Baptist
Zimmermann, die Deckenbilder gehören zu seinen zweifelsfrei eigenhändigen
Arbeiten, und sie sind - trotz Kriegseinwirkungen vor allem im
Hochaltarbereich - in verhältnismäßig unbeschadetem, weithin originalem
Zustand erhalten.